Freiwillige Feuerwehr zu Selsingen - Feuerwehrschutzkleidung ab 1923

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Nach dem 1. Weltkrieg befand sich die Feuerwehr in einem desolaten Zustand, so dass ein völliger Neuaufbau erforderlich wurde. Aber bereits 1922 zählte man wieder 59 Mitglieder, darunter 2 Sanitäter, 3 Musiker und 1 Hornisten.

 

Claus CordesAls im Jahre 1923 Stellmachermeister Claus Cordes die Führung der Wehr übernahm, war er im selben Jahr auch zum Hauptmann der Pflichtfeuerwehr bestellt worden und von dem finanziellen Überschuss des Kreisfeuerwehrtages in Selsingen konnte eine einheitliche Feuerschutzkleidung angeschafft werden. Rock, Helm und Gürtel (Koppel) gehörten seitdem zur Standardausrüstung eines jeden Feuerwehrmannes. Die Selsinger Wehr war die erste Feuerwehr im Kreis Bremervörde, die bei Übungen und im Einsatz gleichmäßig uniformiert auftrat. Im Laufe der Zeit wurde eine Einsatzkleidung aus Wolle beschafft, die der jetzigen Ausgehuniform stark ähneln. Die ersten Schutzhelme in heutiger Form beschafften die Kameraden in den 70ern aus eigenen finanziellen Mitteln. In den Achtzigern erhielten die Wehren rote Stoffjacken, Latzhosen und später auch längere Mäntel. Mitte der 90er Jahre erhielten vorerst die Atemschutzgeräteträger Überjacken aus Nomex. Später kamen Überhosen aus Nomex dazu. Nach und nach erhielten bzw. erhalten die restlichen Kameradinnen und Kameraden auch die Kleidung aus Nomex. Heute besteht die Schutzkleidung aus einem Helm mit Nackenschutz z.T. mit Visier, einer Überjacke, einem Breitgurt, Schutzhandschuhe, einer Überhose und Stiefel.

In den Jahren 1930 bis 1936 hatte die Freiwillige Feuerwehr 38 aktive Mitglieder. Die Zahl nahm in den nächsten Jahren erheblich zu, so dass 1940 etwa 80 Feuerwehrleute registriert waren. Allerdings befanden sich derzeit 41 Männer bei der Wehrmacht und 36 Anwärter wurden noch als solche geführt. Die hohe Zahl der Anwärter erklärt sich wohl dadurch, dass Angehörige der Wehr einen Arbeitsdienst zu leisten brauchten. Auch Feuerwehrmänner, die Mitglied der SA waren, mussten zum SA-Dienst nicht antreten, wenn zur gleichen Zeit eine Feuerwehrübung stattfand. 1942 wurden 20 Männer der Wehr als Hilfspolizisten vereidigt und der "Führer" der Freiwilligen Feuerwehr, Claus Cordes, erhielt den Rang eines "Obertruppführers", nachdem bereits 1936 die "Gleichschaltung" im Sinne des
NS-­Regimes erfolgt war.

Der 2. Weltkrieg forderte auch von der Freiwilligen Feuerwehr ein hohes Opfer an Menschenleben: 20 Feuerwehrleute kehrten nicht zurück.Umzug von 1923 Verständlich, dass auch nach diesem Kriege ein Neuaufbau der Wehr unumgänglich war. Erst um 1946 konnte wieder eine Versammlung stattfinden.

26 Jahre hatte Claus Cordes die Feuerwehr mit beispiellosem persönlichen Einsatz erfolgreich geführt, als er 1949 sein Amt aus gesundheitlichen Gründen zur Verfügung stellte. Malermeister Hinrich Carstens wurde sein Nachfolger. Und 1957 übernahm Adolf Ohrenberg die Leitung der Wehr, 1968 erfolgte die Ernennung von Tischlermeister Johann Reith zum Ortsbrandmeister, der 1978 von Werner Ludwig als Leiter der Ortsfeuerwehr abgelöst wurde. 1980 konnte er das neue Feuerwehrhaus in der Bahnhofstraße/August-Vogel-Straße einweihen. Werner Ludwig stellte 1991 sein Amt aus gesundheitlichen Gründen zur Verfügung und Johannes ,,Jupp´´ Mooij übernahm das Amt des Ortsbrandmeisters. Jupp Mooij war bis 2009 Ortsbrandmeister in Selsingen. In seiner Amtszeit bekam die Ortswehr 2003 einen neuen ELW 1 und ein gebrauchtes Tanklöschfahrzeug, und im Juni 2009 ein neues LF 10/6. Für die Jugendfeuerwehr wurde 2005 ein Gruppenraum angebaut. Da Jupp Mooij 2010 aus Altersgründen aus dem aktiven Dienst austreten musste, wurde Jürgen Fitschen zu seinem Nachfolger gewählt, der dieses Amt für zwei Jahre übernahm.
Im Januar 2012 wurde Stephan Krieglsteiner zu seinem Nachfolger gewählt. 2017 konnte er ein neues TLF 3000 übernehmen 2019 einen MTW den der Förderverein gesponsert hatte, und 2020 ein HLF 20 und 2021 für die Samtgemeindefeuerwehr einen ELW 1.

Corona bedingt gab es ab 2020 auch bei der Feuerwehr etliche Einschränkungen. Der Übungsdienst wurde eingestellt und auch sonst fanden keine Wettkämpfe oder Veranstaltungen statt. Seit Mitte 2022 findet alles wieder uneingeschränkt statt.


In den Dienstbüchern der Feuerwehr wurde immer eingehende von Versammlungen und Übungen berichtet, man führte Anwesenheitslisten und 4 .Heimatfest 1910
kassierte fleißig Strafgelder. Dagegen finden Löscheinsätze eigentlich nur beiläufig Erwähnung. So heißt es von dem großen Brand in Deinstedt am 10. September 1911: Brand in Deinstedt, 12 Wohnhäuser, 10 Schuppen, Brandwache und vom 12. Juli 1908 lautet die Eintragung: Erfolgloses Ausrücken der Wehr nach Haaßel.

Am 24. Dezember 1915 Brand im Gefangenenlager in Parnewinkel: Spritze hin, Gespann Gerken, 4 Mann, nachher kam August Vogel, und eine Eintragung vom Oktober 1932: Brand in Anderlingen: die Selsinger Wehr war noch in vollem Einsatz, als die Anderlinger Feuerwehrleute bereits nach Hause gegangen waren, und noch eine Eintragung aus jüngerer Zeit: 1. Januar 1958, Großfeuer Deinstedt Rohr 1: als erste Wehr Wasser gegeben.

Leider sind die Stammbücher und Dienstbücher der Feuerwehr nur lückenhaft überliefert, erst ab 1968 gibt es regelmäßig genaue Einsatzberichte, die einen guten Überblick vom Aufgabengebiet unserer Wehr vermitteln: Hierzu gehört nicht nur die Brandbekämpfung, sondern auch Hilfe bei Verkehrsunfällen, Suche nach vermissten Personen, Reinigen von Straßen - aber auch der Oste - von Ölspuren, Beseitigung von Bäumen, die auf Straßen stürzten, Leerpumpen von Kellern und Gräben bei Überschwemmungen, Ordnungsdienst bei Umzügen und öffentlichen Veranstaltungen, Absperrung bei Unglücksfällen (Flugzeugabsturz), Sammlungen aller Art (Papier, Weihnachtsbäume, Altkleider für das Rote Kreuz), Herunterholen von Katzen aus Bäumen und von Dächern.